Die Verhandlungsgemeinschaft M+E MITTE und der IG Metall Bezirk Mitte haben Corona-bedingt in kleiner Kommission und virtuell für die rund 380.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland verhandelt und sich nach der 1. Runde erwartungsgemäß ohne Ergebnis getrennt. Beide Parteien setzen die Verhandlungen am 27. Januar 2021 fort.
Dr. Mathias Monjé, Verhandlungsführer des vem.die arbeitgeber e.V., zur Zielsetzungen der Arbeitgeber für die Tarifrunde 2021: „Strukturwandel, Rezession und Corona sorgen bei der überwiegenden Zahl der M+E-Unternehmen für eine schlechte Wirtschaftslage. Das nimmt uns den Verteilungsspielraum für die Entgeltforderung der Gewerkschaft. Die Unternehmen versuchen, ihre Belegschaften möglichst komplett an Bord zu halten, obwohl der Druck im erneuten Lockdown zunimmt. Gleichzeitig müssen die Unternehmen wegen des Strukturwandels den Weg für Investitionen in ihre Zukunft frei machen. Wir brauchen einen Tarifabschluss, der zumindest 2021 keine neuen Kostenbelastungen bringt, Möglichkeiten zur Kostenentlastung schafft und den Unternehmen einen Instrumentenkoffer an die Hand gibt, auf den die Betriebsparteien bei der Umstellung auf digitale und klimaneutrale Produktionsprozesse zurückgreifen können. Das stellt den Flächentarifvertrag und die Tarifpartner vor eine Bewährungsprobe.“
Die Fakten zur aktuellen Lage in der deutschen M+E-Industrie sind: Ein Produktionsrückgang von mindestens 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ein Auftragseinbruch in den ersten Monaten um 43 Prozent, der trotz leichter Verbesserung in der 2. Jahreshälfte nicht aufgeholt werden konnte. Die Geschäftsaussichten haben sich durch die weltweit immer wieder aufflackernden Infektionswellen erneut verschlechtert – auch in vielen wichtigen Kundenmärkten. Insgesamt waren in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland 170.000 M+E-Beschäftigte in Kurzarbeit. Die Produktivität sank um 7 Prozent und die Lohnstückkosten stiegen um 11 Prozent. „Wir dürfen die Mehrzahl der Betriebe beim Entgelt nicht durch den Abschluss überfordern. Die Einbrüche in den M+E-Branchen reichen von minus 9 Prozent in der Produktion bei Elektrotechnik bis minus 30 Prozent in der Autoindustrie. Die Tarifpartner müssen eine Lösung finden, die dieser Spreizung Rechnung trägt und den Betriebsparteien darüber hinaus Möglichkeiten zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft bietet“, so Dr. Monjé.
Erst dann, wenn die M+E-Industrie wieder auf den Wachstumspfad von 2017/18 vor Rezession und Corona zurückgekehrt ist, „können wir von Wachstum reden“, so Dr. Monjé weiter. “Ein solches echtes Wachstum werden wir 2021 nicht erzielen. Ob wir ab 2022 in der M+E-Industrie dann den Wachstumspfad wieder erreicht haben, wissen wir derzeit nicht. Darum ist zumindest im nächsten Jahr eine allgemeine Entgelterhöhung in der Fläche nicht denkbar. Nicht, weil wir es den Belegschaften nicht gönnen, sondern weil der weit überwiegende Anteil unserer Mitgliedsunternehmen sie nicht stemmen könnte.“
Als „realitätsfremd“ bezeichnete Dr. Monjé die Forderungen der IG Metall nach einem Volumen von plus 4 Prozent, das von Unternehmen mit Beschäftigungsproblemen auch für eine Viertagewoche mit Teilentgeltausgleich verwendet werden kann. „4 Prozent bleiben 4 Prozent. Die Forderung wird nicht dadurch geringer, dass man einen Teil davon zur Finanzierung einer Arbeitszeitabsenkung verwenden soll.“
Quelle: vem.die arbeitgeber